Nicht klein machen! Sei auf das stolz, was du den ganzen Tag so treibst! Du brauchst mehr Selbstbewusstsein! Verkaufe dich auf keinen Fall unter Wert! Moment mal!
Mein geschätzter Freund Chris lud mich vor einiger Zeit zu seinem neuen Podcast-Projekt „Blogger in Dresden“ ein. Dort erschien kürzlich die zweite Episode mit meiner Wenigkeit. Wir sprachen über die hiesige Bloggerszene, meine Selbständigkeit und Finanzierungsoptionen für Blogs. Nach der Veröffentlichung schrieb mir der gute Peter Stawowy vom Flurfunk, ich solle mich doch nicht „klein machen“, schließlich besäße ich „…coole Projekte…“ und sei „…cool…“. Das schmeichelte mir zugegeben sehr. Aber? Nun…
Stolz, Selbstüberschätzung, Arroganz
Seit dem Februar 2017 bin ich in meinem 13. Jahr selbständig. Schaue ich auf diese erschreckend lange Zeit zurück, weiß ich schon sehr genau, was ich alles geschafft, ausprobiert und erreicht habe. Extrem viele Erfahrungen saugte ich auf, sah Trends kommen und gehen, preschte in neue Richtungen vor, lernte mit Fehlern umzugehen, scheiterte, verabschiedete mich von alten Gepflogenheiten. Ich möchte das tun, was mich interessiert, herausfordert und mir Spaß bereitet. Wenn ich mich in einem Podcast „klein mache“, dann ist das zum Teil tatsächlich meine Art von Humor (richtig vermutet, Peter 🙂 ). Andererseits liegt es mir sehr am Herzen, nicht wie ein Arschloch rüberzukommen, obwohl ich meist kein Blatt vor den Mund nehme. Ich bin kein Aufschneider, Wichtigtuer, Schwätzer. Auch wenn ich gerne rede und „rumspinne“. Nur passt es nicht zu meiner Persönlichkeit, wenn ich jedem unter die Nase reiben würde, wie großartig ich bin und wie einzigartig meine Projekte sind.
Ich mag Authentizität und lebe diese. Das könnte potentielle Kunden irritieren oder abschrecken. Aber ganz ehrlich: Dann würden sie nicht zu mir passen. Und ich nicht zu ihnen. Ich verkaufe keine blöden Sprüche und Arroganz, sondern echte Kompetenz. Die besitzt selbstverständlich ihre Grenzen, ich bin schließlich ein spezialisierter Einzelkämpfer und kein allumfassendes Multitalent. Dazu stehe ich, weil ich nicht zu Selbstüberschätzung neige (Ausnahmen bestätigen die Regel). Und genau das ist der Punkt: Ich kann und will nicht schauspielern, ich staple vorzugsweise tiefer und sehe mich als Gegenentwurf zum übertriebenen Selbstbewusstsein mancher Darsteller, die am Schluss nichts gebacken bekommen. Sie sind womöglich erfolgreicher und strahlen sehr viel heller in der Öffentlichkeit. Ich möchte solchen Menschen auf keinen Fall im Vorfeld Sachverstand absprechen. Aber ich werde auch künftig nicht mit meinen Ellenbogen zeigen, dass ich etwas kann.
Besserwisserei stinkt
In all den Jahren erlebte ich von vielen Seiten Prahlerei und Besserwisserei. Fast immer entpuppten sich diese furchtbaren Eigenschaften als heiße Luft. So etwas habe ich gar nicht nötig. Das ist meine Art von Selbstbewusstsein. Ich muss mich nicht aufspielen und übertrieben artikulieren, dass ich DER BESTE DER WELT bin. Kunden bekommen mit mir das, was ich bin und sicherlich auch nach außen zeige. Hier auf meiner Webseite, bei einem persönlichen Gespräch, in den sozialen Netzwerken (*hust*) oder in Form zahlloser Belege, die verdeutlichen, was ich tagtäglich „verzapfte“.
Wo Peter Stawowy zweifelsohne im Recht ist: Ich sollte klarer kommunizieren, wo meine Stärken liegen und diese nicht durch eigene Unsicherheit relativieren. Es ist ja keineswegs schlimm, zu seinen Fähigkeiten zu stehen – ganz im Gegenteil. Dafür muss man eigene Schwächen und Grenzen kennen. Erst dann klappt es auch mit der Authentizität, wenn ihr euch „selbst verkaufen“ wollt.
Super geschrieben brüderchen?