Freiheit in der Selbständigkeit: Macht, was euch interessiert! 2


Seit über elf Jahren bin ich selbständig. Eines, was ich in dieser Zeit gelernt habe: Folgt eurem Gefühl, sonst tretet ihr ewig auf der Stelle.

Obwohl er häufig als Floskel missbraucht wird, ist der Spruch „Stillstand ist Rückschritt“ für mich eine Art Motto geworden. Drei, vier Jahre nach meinem Schritt in die Selbständigkeit verspürte ich den großen Drang, etwas ändern zu wollen. Dabei lief es echt hervorragend. Ich betrieb ein erfolgreiches Onlinemagazin, das war mein Fulltime-Job. Genau dies war allerdings der ausschlaggebende Punkt: Ich entschied mich 2006 bewusst für ein Leben als Freelancer, schlitterte allerdings in ein selbst geschaffenes Angestelltenverhältnis voller Abhängigkeiten. Schlimmer noch! Die Arbeit zehrte massiv an meinen Kräften, vernichtete meine Kreativität. Die Verantwortung stieg durch Mitarbeiter und die Existenzangst…naja, die wuchs auch. Dabei ging es mir finanziell gut. Sowieso glaube ich mittlerweile, dass die Sorge um die Zukunft nicht allein durch ein prall gefülltes Porte­mon­naie zum Schweigen gebracht werden kann. Aber das ist eine andere Geschichte. Vielmehr erkannte ich damals schon, dass ich mich verändern muss. Interessen verschoben sich, ich war gefangen in meinem Mikrokosmos und sah nur zwei Möglichkeiten, aus diesem zu entkommen: Weitermachen und ein größeres „Unternehmen“ aufbauen oder die Reißleine ziehen. Ich entschied mich für den zweiten Weg. Denn – und das ist mir heute klar – nur so konnte ich mich entwickeln.

Selbständigkeit oder Abhängigkeit?

Ich glaube, dass viele Freelancer nur das Ziel verfolgen, in feste Positionen zu gelangen oder gar ihre Tätigkeit als „Notlösung“ betrachten, bis sie vielleicht einen „richtigen Job“ bekommen. Ich kann das nachvollziehen, schließlich eignet sich nicht jeder für die Selbständigkeit. Oftmals wünsche ich mir auch, ich hätte eine bequeme 9-to-5-Arbeit, nette Kollegen und pünktlich meine Kohle auf dem Konto. Bequemlichkeit und Sicherheitbedürfnis sind keine Aspekte, die ich in diesem Zusammenhang verteufeln möchte.

Und trotzdem: Für mich ist das nicht geeignet, eben weil ich meine Freiheit so sehr schätze. Diese gebe ich auf, wenn ich mich langfristig an eine Aufgabe binde, letztlich nur noch zum Schein selbständig bin und nicht mehr mein tagtägliches Handeln hinterfrage. Versteht mich nicht falsch: Es spricht wirklich nichts gegen Stammkunden, Lieblingskunden, Kunden, mit denen ihr immer wieder zusammenarbeitet. Nein, mir geht’s in erster Linie um das Tätigkeitsfeld. Ewig ein und dieselbe Arbeit wie am Fließband (oder als Angestellter) zu erledigen– deswegen wählte ich 2005 nicht den holprigen Weg in die unternehmerische Selbstbestimmung.

Sich ändern

Früher beschäftigte ich mich hauptsächlich mit meinem Posten des Chefredakteurs und Computer- sowie Videospielen. Mein Tag war von Games bestimmt, ständig stand ich mit Herstellern, Agenturen, Entwicklern und Werbefuzzis in Kontakt. Ein Blick zurück stimmt mich nicht traurig. Ich bin sogar froh, die Spielebranche weitgehend verlassen zu haben. Heute sind Spiele für mich höchstens eine Randerscheinung, ich bin als freier Redakteur unterwegs und „befülle“ unter anderem Corporate Blogs. Ich fühle mich sehr viel breiter aufgestellt als noch vor Jahren. Ich kann über Virtual Reality genauso etwas sagen, wie über die Pflegegrade 2017. Ich kenne mich bestens mit Unterhaltungselektronik aus und setze mich intensiv mit WordPress, Social Media und (technologischen) Trends, die unser Leben in Zukunft bestimmen werden, auseinander.

Meine Visitenkarten sind da!! Und ja – ich konnte mich farblich nicht entscheiden….

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Obwohl sich meine „Karriere“ wie eine nie befriedigende Reise ohne Ziel anfühlt, bereue ich eigentlich keine meiner getroffenen Entscheidungen. Denn ausschließlich ist es mein Bestreben das zu tun, was mich packt, reizt, herausfordert. Fehler gehören dazu, Erkenntnisse sind die Belohnung. Bleibe ich zu lange an einem Punkt stehen, fühlt sich das für mich….tja…wie ein Rückschritt an. Ich will etwas lernen, mehr erfahren, über mich hinaus wachsen. Das sind Aspekte, die mir als Selbständiger ganz klar wichtiger sind, als der Kontostand mit der verbundenen Frage, was ich als nächstes bei Amazon shoppen soll. Spaß bei der Arbeit kann ich mir nicht ohne weiteres erkaufen, für den muss ich etwas tun. Ein Teil davon ist es, das zu machen, was mich interessiert. Diese Freiheit besitzt zweifelsohne ihre Schattenseiten, doch ich entschied mich wohlwissend für diese. Und ich werde, will und muss sie leben. Sonst kann ich mir gleich eine Festanstellung irgendwo suchen.

Mein Tipp an euch eventuell auch angehende Freelancer: Bleibt nicht stehen und findet heraus, was ihr ernsthaft wollt. Folgt euren Vorlieben und im besten Fall euren Stärken. Probiert Dinge aus, an denen ihr scheitern könntet. Und seid ihr nicht erfolgreich, habt ihr wieder etwas gelernt und wisst, was ihr das nächste Mal lassen oder verbessern solltet. Bewegt euch und sucht nicht den Stillstand. Denn dieser ist nicht der Grund, wieso ihr euch für die Selbständigkeit entschieden habt. Oder?

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